Der Drachen

Zum 90. Jubiläum des Drachen

Ähnlich dem preisgekrönten Film “The international Rule” haben die Filmemacher Tom Nitsch und Michael Kurz einen hautnahen, authentischen, bewegenden Film, der das Herz eines jeden Drachenseglers höher schlagen lässt verfasst. Der Film erzählt die Geschichte der Klasse, zeigt up and downs und macht sich auf die Suche nach Antworten auf die inneren Fragen,  nach dem  “Mystery of speed” und “those two fingers on the tiller and the seat of your pants, that make dragons go”…

Ab sofort ist der Film für 100,- € via Vimeo als Stream erhältlich:

 

 

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Kurzporträt einer sehr erfolgreichen 3-Mann-Kielboot-Einheitsklasse

Der renommierte norwegische Konstrukteur Johan Anker zeichnete im Jahr 1929 die Linien des Drachen. Er gewann mit diesem Entwurf einen Wettbewerb des königlich schwedischen Segelclubs für ein kostengünstiges, sicheres und einfach zu segelndes Boot für junge, ambitionierte Seglerfamilien. Doch offensichtlich waren seinerzeit nicht nur die Preisrichter beeindruckt, denn der Drachen begann sofort, die Herzen der Segler auf der ganzen Welt zu erobern – bis heute. Von 1948 bis 1972 war der Drachen olympisch, 1960 gewann Kronprinz Konstantin von Griechenland die Goldmedaille, 1964 der Segelmacher und Gründer des North-Konzerns Lowell North die Bronzemedaille. Auf diese Zeit gründet sich unter anderem der Ruf der Drachenklasse als “Königsklasse” des modernen Segelns.

Daten

Länge über Alles 8,94 m
Breite 1,95 m
Tiefgang 1,25 m
Gesamtgewicht 1700 kg
Großsegel 16,0 m²
Genua 11,7 m²
Spinnaker 23,6 m²

Aber auch nach der olympischen Ära erfreut sich der Drachen weiter steigender Beliebtheit. Die bestechende Kombination aus Sicherheit, crewfreundlichen Segeleigenschaften und zeitloser Optik hat dem “Bugatti of the Sea” einen einzigartigen Platz im Herzen vieler Yachtsegler auf der ganzen Welt gesichert.
Heute ist der Drachen eine der meistgesegelten Kielbootklassen der Welt mit zahlenmäßig starken Flotten in Europa, Nord-Amerika und auf der südlichen Halbkugel in Australien und Neuseeland. Zusammen genommen sind mehr als 1.500 Boote in 27 Nationen aus 5 Kontinenten bei der International Dragon Association, der internationalen Klassenvereinigung der Drachensegler, registriert.
Der Drachen verkörpert alle Eigenschaften, die offene Kielboote zur bevorzugten Form des Regattasegelns für Steuerleute jeden Alters machen. Die Rennbesatzung besteht aus drei Personen, wobei es aufgrund des hohen Ballastanteils nicht notwendig ist, besondere “Schwergewichte” anzuheuern. Seit dem Jahr 1999 ist das Gesamtgewicht der Mannschaft außerdem auf 285 kg beschränkt. Damit wurde nicht zuletzt der Tatsache Rechnung getragen, dass viele internationale Spitzensegler gern auch mit Frauen an der Vorschot erfolgreich segeln.
Die streng gehüteten One-Design Bauvorschriften stellen sicher, dass alle Eigner und Steuerleute gleiche Voraussetzungen haben; Drachen können mit PKW getrailert werden, dadurch sind die Regattareviere auf einem Kontinent schnell erreicht.

Die größte Stärke des Drachens ist jedoch seine hohe Verbreitung und die ernorme Leistungsdichte innerhalb der Flotten. Drachen, die gerade von einem internationalen Spitzenereignis zurückkommen, segeln am darauffolgenden Wochenende wieder in einer regionalen Regatta, wo sich auch die großen Namen” der herausfordernden Konkurrenz der lokalen Vereinssegler stellen müssen (und nicht selten zu ihrer eigenen Überraschung geschlagen werden).
Seit Jahrzehnten verfolgt die International Dragon Association – unterstützt durch die nationalen Verbände – ihre äußerst erfolgreiche Strategie einer evolutionären Weiterentwicklung unter strenger Beachtung der bestehenden Klassenregeln. Herausgekommen ist dabei ein Boot auf dem neuesten Stand der Technik, das es für Einsteiger aus anderen Klassen leicht macht, sich zurechtzufinden und dennoch von Steuerleuten auf allen Könnensstufen sicher beherrscht werden kann.

Der jährliche Regattakalender der Drachen beginnt im Februar mit der “Henry the Navigator Trophy” vor Cascais in Portugal und endet im Dezember mit einer Jahresabschlussregatta vor Palma de Mallorca. Dazwischen finden jedes Jahr der von der schottischen Clydes Association bereits 1936 gestiftete Gold Cup sowie im 2-jährigen Turnus die Weltmeisterschaft abwechselnd mit der Europameisterschaft statt.
Daneben gibt es weitere Großereignisse, unter anderem den Grand Prix de Douarnenez, die Regates Royales in Cannes, die Princess Sophia Trophy in Palma und die Kieler Woche. Der Terminkalender der deutschen Drachensegler weist mehr als 80 Veranstaltungen in Deutschland bzw. dem benachbarten Ausland auf. Felder mit mehr als 50, manchmal zwischen 80 und 100 Drachen bieten Zuschauern und Seglern unvergleichliche, farbenprächtige Bilder.

Aber nicht alles dreht sich in der Drachenklasse um den Spitzensport: Seit vielen Jahren gibt es unter den Drachenseglern auch die Liebhaber der Oldtimer. Mit großem Aufwand an Zeit und Geld und mit viel Liebe restaurieren und optimieren sie ihre Schmuckstücke. So gepflegt ist ein 40 Jahre alter Olympia-Veteran ein Schmuckstück und kann auch heute noch auf der Regattabahn gelegentlich vorne mitmischen.
Schließlich ist der Drachen ein perfektes Segelboot für den Tagesausflug mit der Familie oder Freunden. Nicht zuletzt deshalb zählt die Flotte an den süddeutschen Seen, an der Alster und auf dem Wannsee jeweils um die 100 Schiffe, an den übrigen Segelstandorten oft einige Dutzend.
Mehr als 80 Jahre nach seinem ersten Stapellauf hat der Drachen auf der Grundlage dieses großen Freundeskreises sicher noch eine sehr lange und ereignisreiche Zukunft vor sich.