Da hat der Florian Bauer vermutlich eine zu große Kerze in Andechs für den Wind gestiftet: Nicht wegen zu wenig sondern wohl wegen zu viel Wind konnte die Deutsche Meisterschaft 2017 nicht mit den erforderlichen vier Wettfahrten vollendet werden. Eines kann man aber nicht sagen: Dass es langweilig gewesen wäre am Ammersee.
Auf dem Wasser waren die meisten der 67 Teilnehmer an jedem Wettfahrttag. Die zwischenzeitlichen Wartezeiten waren eher kurzweilig auf der Terrasse des Augsburger Segler-Clubs und das Rahmenprogramm mit Freibier, hervorragendem Essen, Hemden-Verlosungen, Bayerischem Abend und Latino-abend wurde sehr gelobt – um das durchweg positive Feedback aufzurufen.
Doch nun zum Segeln: Während des ersten Wettfahrttages fegte Orkantief Sebastian über Deutschland, so dass nur eine Wettfahrt möglich war über deren Verhältnismäßigkeit viel diskutiert wurde. Auf dem ersten Vorwindkurs zog die vordere Hälfte des Feldes noch den Spi, was auch für Spitzensegler am Rande des Verantwortbaren war. Diejenigen, die auch diese Bedingungen meisterten, sollen ihre leuchtenden Augen und das Grinsen im Gesicht am Abend bitte nicht leugnen.

Die Verhältnisse waren kurzzeitlich allerdings wirklich nicht beherrschbar, ein relativ neuer Drache ging verloren und auf einem anderen Schiff gab es einen Verletzen der zum Ufer und ins Krankenhaus gebracht wurde. Währende der zweiten Runde wurden in Herrsching am Ufer 9 Beaufort gemessen.
Bei Grade 1 Veranstaltungen muss eine solche Wettfahrt abgeschossen werden. Für eine IDM (Grade 2) ist das eine dringende Empfehlung, daran muss hier noch einmal erinnert werden. Gleichzeitig wollen wir aber auch die Leistung der über 43 Drachen, die das Rennen im Ziel beendeten sowie auch derer, die das Rennen eigenverantwortlich aufgegeben hatten, hier würdigen. Gewonnen hat diese Wettfahrt Thomas Müller (NRV) vor Ingo Ehrlicher (BYC) und Philipp Ocker (MYC). Lokalmatador Florian Bauer (ASC) wurde Fünfter.

Die Vorhersagen für den zweiten Wettfahrttag glich denen des Ersten: Über 40 Knoten lagen in der Luft und sollten etwa gegen Mittag über dem Ammersee einschlagen. So versuchte man mit bestem Wissen und Gewissen eine Wettfahrt im morgendlichen, Föhn bedingten Südwind, der beim Auslaufen um neun schon lange kräftig stand. Leider gelang nur ein Start bei reellen Bedingungen bevor das Feld vor dem Luvfass regelrecht gegen eine Mauer aus stehender Luft auflief – die Wettfahrt musste abgebrochen werden. Keine halbe Stunde später stand ganz entgegen der Vorhersagen ein Nordwind, der ganz gemäß der Vorhersage den Ammersee zum Kochen brachte.
Ein zweiter Start wurde zwar noch aufgebaut, bei schneller Sturmwarnung dann allerdings nicht mehr durchgeführt. Tragischerweise gab es beim Anlegen von über 60 Drachen an den Steganlagen des ASC bei hohen Nordwindwellen nochmal einen verletzten Segler, der (beim Helfen) am Steg vom Schiff gefallen war. Er verbrachte eine Nacht im Krankenhaus – es geht im wieder gut.

Am Morgen des dritten Tages zeigte sich der Ammersee von seiner schönsten Seite, mit Schaumkronen bei blauem Himmel und Fernblick in die Berge. Wiederum stand der Wind bereits kräftig als um halb neun die Flotte auslief. Leider  brauchten Wettfahrtleitung und ambitionierte Segler vier (!) Startversuche bis das Feld auf dem Weg der zweiten Wettfahrt war. Vermutlich wurde an diesem Morgen die Meisterschaft verloren – in verschiedener Hinsicht.
Acht Teilnehmer wurden nach Frühstarts ausgeschlossen, darunter auch der bereits mehrfach erwähnte Florian Bauer vom gastgebenden ASC. Sicherlich ist hier Kritik an der Wettfahrtleitung angebracht, insbesondere im Umgang mit der Black Flag.
Mindestens ebenso unprofessionell und der Drachenklasse nicht würdig ist allerdings der emotional geladene, beleidigende Ton mit dem schon auf dem Wasser und auch noch an Land von wenigen Gästen auf und über die Wettfahrtleitung geschimpft wurde. Es ist schade genug, dass die Meisterschaft nicht zustande kam.

Die zweite Wettfahrt wurde von Stephan Link (BYC) gewonnen vor Phillip Ocker, der damit die Führung übernahm. Einen Gesamtpunkt mehr hatte nach zwei Wettfahrten Ingo Ehrlicher, der Vierter wurde. Dritter in der zweiten Wettfahrt war Jürgen Reichardt (SKEH). Eine weitere Wettfahrt konnte zwar noch angeschossen werden, verlor sich jedoch in der Flaute des sonnigen Tages.

Für den vierten Tag schließlich war trotz Regen wieder der frühe Südwind angesagt, der wiederum beim Auslaufen um halb acht schon stand, dann aber leider nicht einmal für einen Startversuch Atem hatte. So trollte sich das gesamte Feld am späten Vormittag schon wieder in den Hafen und viele schrieben die Meisterschaft ab.
Völlig ohne entsprechende Vorhersage stand dann aber gegen Eins der Südwind wieder bei aufhellendem Himmel mit satten zwei bis drei Bft., so dass doch noch eine schöne Wettfahrt gesegelt werden konnte, die Florian Bauer gewann, vor Anna Houdek (BYC) und Thomas Müller.

Leider flaute der Wind aber bis zur letzten Startmöglichkeit um 16:00 wieder ab so dass es zu keiner vierten Wettfahrt mehr kam. Die Gesamtwertung der „Bestenermittlung“ gewann damit Philipp Ocker (MYC; 13 Punkte) vor Thomas Müller (NRV; 17 Punkte) und Ingo Ehrlicher (BYC; 19 Punkte).

Was bleibt sind mindestens wunderschöne Bilder (Link) und die Erkenntnis, dass auch viel Wind noch keine Meisterschaft garantiert.

Ein Bericht von Dr. Gregor Berz, Flottenkapitän