27.10.2019 – Allgemein, News

Und täglich grüßt die Ora

Hohe Leistungsdichte und viel Wind beim Hans Detmar Wagner Cup in Torbole

Gardasee. Torbole. CVT. 3.-5. Oktober 2019. Eine sehr hohe Leistungsdichte und viel Wind kennzeichneten den Hans Detmar Wagner Cup 2019 in Torbole. Nach 8 taffen Rennen wurde Nicola Friesen vom NRV mit Ingo Borkowski und Vinci Hoesch in der Crew zweite hinter der russischen Mannschaft von Dimitry Samokhin.  Dirk Pramann vom VSaW erkämpfte sich mit Markus Koy und Fredrik Lööf in der Vorschot nach einem Mastbruch den dritten Platz.

 

Aus fünf Nationen kamen die 27 Teilnehmer des diesjährigen HDW Cups, der in Italien auch  nach einem der früheren Präsidenten des austragenden Circolo Vela Torbole »Trofeo Presidente Bergamini« heißt. Die Veranstaltung hatte zwar schon größere Teilnehmerfelder gesehen, dem Leistungsniveau der anwesenden Teams tat dies aber keinen Abbruch. Der ausgesprochene Starkwind, für den der Gardasee bekannt ist, fordert auch dieses Jahr wieder alles von Mensch und Material – genau deshalb fährt eine eingefleischte Gemeinde auch immer wieder gerne dort hin.

Nach einem Startversuch am Mittag des ersten Wettfahrtages, an dem der leichte Nordwind ungewöhnlich lange stand, aber am Ende der Startkreuz dann doch einsah, dass es nicht seine Tageszeit war, kam schon nach wenigen Minuten der dunkle Strich aus dem Süden und brachte eine Ora wie sie auch der Gardasee diesen Sommer schon lange nicht mehr gesehen hatte. Gefühlte 6+ Beaufort nicht nur in den ersten Böen, sondern für mehrere Stunden über den ganzen Nachmittag, so dass komfortabel drei Wettfahrten damit gesegelt werden konnten.

Schon mitten auf der ersten Startkreuz gab es gehörig Bruch: Ausgerechnet die beiden DDG Vorstandskollegen Dirk Pramann und Ingo Ehrlicher führten eine Eistanz-begabte Pirouette mit viel zu viel Tuchfühlung auf – es brach ein Mast und gottlob gab es keine Verletzten. Auslöser war ein gebrochenes Ruder, so dass es keine Diskussionen zur Schuldfrage gab. Dirk Pramann bekam für die drei Wettfahrten des ersten Tages Wiedergutmachung und war am zweiten Tag mit neuem Mast wieder am Start.

Das russische Team Dimitry Samokhin, Andrey Kirilyuk und Kasper Harsberg dominierte von Beginn an das Geschehen mit einem Tagessieg im ersten Rennen und sechs Punkten nach dem ersten Wettfahrttag. Die Hamburgerin Nicola Friesen mit Ingo Borkowski und Vinci Hoesch lag schon am ersten Abend auf Platz zwei, woran sich bis zum Ende nichts ändern sollte. Die Ungarn Ferenc Kis Szolgyemi, Tamas Kiss und Karoly Vezer lagen nach drei Wettfahrten noch auf Rang drei, inklusive einer Wiedergutmachung gerechnet. Den Vierten Platz teilten sich punktgleich der Hamburger Olaf Sternel, Stefan Waack und Mario Wagner sowie unser Berliner Flottenkapitän Dr. Klaus Hunger, Dr. Florian Krackhard und Marc Romberg. Am Ende sollte das ungarische Team von Platz 3 allerdings nach einer der vielen Kollisionen, die an diesen Tagen gesehen wurden, den letzten Wettfahrttag nicht mehr antreten und fiel dann auf den zehnten Gesamtrang zurück.

Der zweite Wettfahrttag bot ähnliche Bedingungen wie der erste. Die Wettfahrten vier bis sechs fanden bei Starkwind-Ora statt. Es ging alles darum, sich gleich nach dem Start frei zu segeln bevor die Wenderei am Felsen losging. Ein kleiner Fehler und Crew wie Steuermann fanden sich sofort ganz hinten wieder – angesichts der Leistungsdichte. Auch vor dem Wind zog das ganze Feld wie an einer Perlenkette direkt am Felsen entlang, um die optimale Trajektorie zu finden. »Man muss im Vorbeisegeln das Weiße im Auge der Kletterer sehen«, soll Vinci einmal gesagt haben. Zum Starkwind gesellte sich auf dem 52 km langen Gardasee bei Ora eine ansehnliche Welle, auf der zu surfen wirklich geübt sein wollte. Und so beherrschte auch am zweiten Wettfahrttag  Dimitry Samokhin die Bedingungen, vor Nicola Friesen und dem zurückgekehrten Dirk Pramann –  jedes Team mit jeweils einem Tagessieg.

Am Samstag schließlich wurde wieder mit Ora gesegelt, die allerdings spürbar leichter ausfiel als an den beiden Vortagen. Dimitry Samokhin hatte nach sieben Wettfahrten einen Vierten als maximale Platzierung und konnte letzte Wettfahrt als Streicher geflissentlich auslassen. Nicola Friesen segelte nochmal zwei Zweite und strich damit einen Achten vom zweiten Tag. Dritter gesamt wurde schlussendlich Dirk Pramann mit seiner Crew Markus Koy und Fredrik Lööf dank der Wiedergutmachung für den ersten Tag, vor Philipp Ocker mit Oliver Davies und Florian Grosser die ziemlich konstant fast immer unter den ersten zehn waren. Fünfter wurde Olaf Sternel und sechster Dr. Klaus Hunger, die sich beide nach dem ersten Tag noch den vierten Rang geteilt hatten.

Das Rahmenprogramm des CVT war wie gewohnt pragmatisch: Pasta zum Abwinken immer für alle und ein nettes Buffet mit Weinverkostung am Freitagabend. Manchen war das Startgeld dafür zu hoch – der verunglückte Restaurantbesuch zur Siegerehrung der IDM im Mai steckte allerdings auch noch einigen in den Gliedern, von daher lief beim HDW an Land eigentlich alles perfekt.

Das ganze Team des CVT inklusive Wettfahrtleitung, Clubmanagement und Präsident sind der Drachenklasse extrem zugewandt und man bewirbt sich bei der italienischen Drachenflotte darum, Teil der italienischen Meisterschaft zu werden – »eine sehr positive Entwicklung«, wie Gregor Berz, Commodore des Deutschen Drachengeschwaders betonte.

Im Regattakalender der deutschen Ranglistenregatten hat der HDW jedenfalls einen festen Platz; die eingefleischten Gardasee-Fans freuen sich schon auf die Ausgabe im nächsten Jahr – der Termin 1.-3. Oktober steht bereits fest.

Drachenreporter: Dr. Gregor Berz
Fotos: © Elena Giolai