Lieber Gott, lass ihn »einfach nur segeln«!
Mit 82 Jahren verlässt Drachen-Weltmeister Wolfi Rappel die Bühne des Lebens. Wir verneigen uns vor einem der ganzen Großen und vor allem ganz Erfolgreichen der deutschen Drachensegelszene.
Wolfi Rappel – wie wir ihn kannten / Ankunft der Weltmeister 1985 Douarnenez (Archiv Michi Lipp) / ©Christopher Nordhoff & privat
Fünf deutsche Drachen-Weltmeister zählen die Annalen der internationalen Drachenklasse – einer davon ist Wolfi Rappel, der 1985 mit Michael Obermeier und Michael Lipp quasi als Krönung seiner seglerischen Laufbahn den Weltmeistertitel nach Deutschland holte. Es folgten zwei Titel als Vize-Europameister und unzählige weitere Regattaerfolge. Noch mit 75 Jahren gewann ‚der Wolfi‘ auf seinem Heimrevier, dem Starnberger See immer wieder Regatten und war auch im fortgeschrittenen Alter eine feste Größe unter den Drachenseglern. Jetzt, mit 82, endete ein Leben, das nicht nur gelebt, sondern vor allem gesegelt werden wollte.
Geboren am 26. März 1940, war er mit seinen Eltern im Alter von vier Jahren nach Starnberg gezogen. Schon damals, so heißt es, bewunderte er stets die Schärenkreuzer auf dem See.
Eigentlich hatte er dann Skirennfahrer werden wollen, aber nach einer schweren Lungenentzündung – er war gerade 18 – wechselte er zum Segelsport und brachte sich das Segeln mehr oder weniger selbst bei. Den Segeltrimm schaute er sich bei den anderen ab und gewann so gleich seine erste Regatta auf einer O-Jolle. In den 1960er-Jahren stieg Wolfi auf den Piraten um, bevor er später ein gutes Jahrzehnt sehr erfolgreich im Flying Dutchman unterwegs war.
Beruflich etablierte er sich als Segelmacher – seine Segel erfreuten sich vor allem später auch unter den Drachenseglern großer Beliebtheit.
Überhaupt war der Drachen die Bootsklasse, mit der Wolfi zutiefst verbunden war. Es war die Klasse, in der er seine größten Erfolge feierte, und es ist die Klasse, mit der wir ihn immer in Verbindung bringen werden. Auch, weil sein letzter Drachen „Little Wolfi“ hieß – zur Erinnerung an seinen Sohn, der als junger Mann gestorben war. Ein Schicksalsschlag, den Wolfi als Vater nie verwinden konnte.
„Lasst mich doch einfach nur segeln!“, hatte er als Wunsch für die Zukunft in einem Interview für seinen Heimatclub BYC noch vor fünf Jahren geäußert.
Uns, die wir ihn schon so lange, seit fast 40 Jahren oder noch länger kannten, war immer klar, dass Wolfis Herz irgendwann den Dienst quittieren würde, wenn er nimmer segeln kann. Dieser Zeitpunkt war nun gekommen, als er am 22. November in seinem Zuhause eingeschlafen ist, seinem Elternhaus, gesäumt mit Pokalen, Medaillen und Trophäen als wär’s ein Segelmuseum.
Lieber Wolfi, wir werden Dich vermissen, wenn Du nun nicht mal mehr als Beobachter bei unseren Regatten vorbeischaust – Dein guter Rat und Deine Tipps werden fehlen.
Wir Drachen-Segler und -Seglerinnen haben mit Dir ein echtes Original verloren – gute Reise, lieber Wolfi!
Deine Drachenklasse
P.S. Wir danken Christopher Nordhoff, Peter Feussner und Michi Lipp für die Unterstützung bei diesem doch besonderen Nachruf.
Die Trauerfeier und Beisetzung finden am Montag, 12. Dezember, um 11 Uhr auf dem Starnberger Waldfriedhof statt.
Der letzte gebaute “Rappel-Spi” / Und in der Erinnerung leben wir weiter… / “little Wolfi” in Douarnenez ©Christopher Nordhoff & privat