12.10.2020 – News

Mutige Corinthians unter hungrigen Profis

Der Hans-Detmar-Wagner Cup am Gardasee fühlte sich 2020 fast wie ein Grade One Event an.

Gardasee. 1.-3. Oktober 2020. Der Gardasee – an sich Garant für Wind und viele Wettfahrten zeigte 2020 ein anderes Gesicht: Regen, Sturm und Flaute – Nach insgesamt nur drei Wettfahrten stehen 2 DDG-Teams auf dem Treppchen: Stephan Link, Michi Lipp und Frank Butzmann werden Zweite vor Dirk Pramann, Markus Koy und Freedrik Lööf auf Platz 3. Sieger wird der Däne Jörgen Schönherr mit Crew Christian Videbæk und Joost Houweling.

Der Hans-Detmar Wagner Cup in Torbole hat schon immer hochkarätige Teilnehmerfelder gesehen, aber dieses Jahr hat er sich schon sehr wie ein Grade One Event angefühlt. Marie Hassenjürgen, die zum ersten Mal den HDW Cup segelte, brachte es mit Stolz auf dem Punkt: »Während die süddeutschen Corinthians auf dem Starnberger See Drachenfinale segeln sind die Profis am Gardasee, und wir mitten drin.« Vermutlich hat Corona zur extrem hohen Leistungsdichte des Teilnehmerfeldes beigetragen, denn auch die Profis sind froh, dass man überhaupt irgendwo segeln kann. So hofft der internationale Zirkus im Anschluss an den HDW noch auf  Vilamoura, wo Ende Oktober die Marblehead Trophy ausgesegelt wird als Vorregatta zum Grand Prix samt Finale Anfang November.

Doch zuvor wurde noch am Gardasee gesegelt, und da machte das Wetter einen Strich durch die Rechnung: Nur am Donnerstag waren Wettfahrten möglich, in einer Schlechtwetter-Ora die auch nach Michi Lipp viel schlechter einzuschätzen ist als beim üblichen Sonnenschein. Während normalerweise die Kreuz der Ora immer links geht – sofern Start und Luvfass nicht total am rechten Ufer liegen – war in diesem Jahr sowohl auf Kreuz als auch Vorwind immer auf Wolken und Regenschauer zu achten, die immer mal wieder auch aus dem Westen kamen. Und zwar immer dann wenn wir „ganz allein links“ waren – wobei wir Dimitri Samokhin, der den HDW schon mehrfach gewann, dort gelegentlich begegneten. Er war vermutlich genauso verwirrt wie wir.

Ebenso verwirrend fanden einige Teilnehmer das Bewegungsprofil der Wendemarken. Diese Technik ist noch auszureifen, denn gelegentliche Korrekturfahrten der GPS-gepeilten Bojen finden gerne auch während der Annäherung des Regattafeldes statt. Mir wurden mindestens zwei solcher Beobachtungen glaubhaft geschildert, eine davon mit einer Handykamera vom Begleitboot aus aufgenommen, mit dem legendären Kommentar des Filmers „the mark is moving“ – wie wenn das schon selbstverständlich dazu gehöre. Es gibt Dinge  – und hier spricht der Drachencommodore –  an die man sich – bei aller schöner neuen Welt dank künstlicher Intelligenz – niemals wird gewöhnen dürfen!

Es blieb leider bei den drei Wettfahrten des Donnerstags. Am Freitag hatten wir geradezu „bayerischen Landregen“ – der Gardasee gehört jetzt endgültig zu den süddeutschen Seen – und am Samstag Vormittag kam noch ein Sturm dazu, dessen vom Süden herannahende Gischtwalze ein echtes Naturschauspiel war. Leider wurde dann mit den Füßen bzw. dem Kran abgestimmt und die Veranstaltung gegen Mittag abgebrochen – während dem Abbauen am Nachmittag war wieder herrlicher Sonnenschein und Südwind wie man ihn für Tobole kennt. Genau deshalb werden wir auch nächstes Jahr wieder dort sein.

Sieger des HDW 2020 wurde mit der Serie 3-1-4 der Däne Jörgen Schönherr mit Crew Christian Videbæk und Joost Houweling – jener Jörgen Schönherr übrigens, der 2014 die Marblehead Trophy nach mehrjähriger Verteidigung durch Tommy Müller schließlich aus Kiel nach Dänemark entführte. Zweiter wurde Stephan Link mit Frank Butzman und Michi Lipp, Dritter Dirk Pramann mit Markus Koy und Fredrik Lööf. Vierter wurde Wolfgang R. Bays, der den Drachenaltmeister Andreas „Lolo“ Lohmann an Bord hatte und mit verklärtem Blick von der Steuerberatung durch Robert Stanjek schwärmte. Fünfter erst wurde Dimitri Samokhin, der vermutlich zu oft links war, mit Andrey Kirilyuk und Kasper Harsberg. Auf Platz Sechs schließlich Nicola Friesen mit Vincent Hoesch und Kilian Weise, die das erste Rennen noch gewannen aber bei der Annäherung von Fass Eins im zweiten Rennen ganz neue Erfahrungen machten.

Mit Dimitri Samokhin war auch die Marblehead Trophy in town, jene silberne Salatschüssel, deren Aussegelei vor Trobole in den 90er Jahren wir den HDW Cup zu verdanken haben. Dimitri hatte die original Marblehead Silbertrophäe auf dem Weg nach Vilamoura im Gepäck und brachte sie mit zur Siegerehrung in den CVT – ein erhabener Moment für Traditionalisten wie mich. So begegneten sich auch die Silberschüssel und die Yacht Galatea II wieder, mit der im Jahr 1954 vor Kiel der Italiener Giudo Ferrari schon die Marbelehad Trophy gewann! Heute wurde der stolze Besitzer derhistorischen Olympiayacht Giuseppe La Scala beim HDW Cup Siebter, mit der Serie 13-10-8, welch beachtliche Leistung!

Im kommenden Jahr wird der HDW als Einzelveranstaltung auch die internationale italienische Meisterschaft sein und damit offiziell zum Grade Two Event avancieren – wobei sich das Teilnehmerfeld nicht weniger wie ein Grade One anfühlen wird, wollen wir wetten?

Drachenreporter: Dr. Gregor Berz

Ergebnisse bem Cicola Vela Torbole

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