05.10.2021 – News

IDM 2021: eher Flaute als Titel

Stephan Link, Frank Butzmann und Michi Lipp bleiben auch 2021 die amtierenden deutschen Meister - zu wenig Wind aus den verschiedensten Richtungen erlaubten zu wenig Wettfahrten für eine Meisterschaft

IDM 2021 6.-10. September 2021 im VSaW, Wannsee .Schon 2020 hätte sie stattfinden sollen, doch aus allbekannten Gründen musste sie verschoben werden und hat nun dieses Jahr stattgefunden, die langersehne Deutsche Meisterschaft am Wannsee im VSaW.  Das Rahmenprogramm war legendär, nur der Wettergott hatte leider kein Einsehen so dass es mit drei Wettfahrten am Ende eine Besten-Ermittlung wurde. Bester wurde der lokale Revierkenner Udo Pflügler (VSaW) mit Mannschaft Lars Haverland und Peter Knauft, vor Ingo Ehrlicher (Bay. YC) mit Thomas Auracher und Malte Philipp sowie auf Rang 3 Philipp Ocker (MYC) mit Marc Anschütz und Florian Grosser.

Zur Ankunft wurden wir von einem Naturschauspiel der unangenehmen Sorte begrüßt, denn die warmen Tage zuvor hatten die Algenblüte so begünstigt dass sich das Wasser in der gesamten Marina und wohl weiten Teilen des ganzen Wannsees in eine fette grüne Tinte verwandelt hatte. Schon das Eintauchen einer Leine war unbedingt zu vermeiden, wollte man nicht das Deck unweigerlich grün einfärben. Nach zwei Tagen hatte sich das Phänomen gottseidank wieder aufgelöst, so dass die Erfahrung wieder einmal lehrt: don’t panik, irgendwie geht es immer weiter.

Nachdem der erste Wettfahrttag von kompletter Flaute geprägt war und außer der herzlichen Begrüßung durch Clubpräsident Dr. Andreas Pochhammer keine besonderen Vorkommnisse zu verzeichnen waren, konnte der routinierte Wettfahrtleiter und Vizepräsident des VSaW Robert Niemczewski am Mittwoch zumindest auslaufen und startete drei mal gegen Südost, wobei alle drei Startkreuzen noch vor dem Luvfass abgebrochen wurden. Hier war das Windmessgerät auf dem Luvfass Segen und Fluch zugleich: Sobald es nachhaltig unter 5 Knoten meldet, muss abgebrochen werden bei einer IDM.  Dabei war der Wind am Mittwoch gefühlt auch nicht schlechter als am Donnerstag, aber da dachten wir noch alle dass am Freitag ohnehin der Westwind kommt und die Meisterschaft nicht in Gefahr sei.

Am Donnerstag wurden dann drei Wettfahrten durchgesegelt, ebenfalls bei vorherrschend südöstlicher Windrichtung und herrlichem Sonnerschein. Bestes herbstlicher Jeanssegelwetter auf dem Wannsee, mitten durch alle Arten von Ausflugsschiffen hindurch und auf der Havel Starten mitten zwischen dem beruflichen Schubverkehr – das ist schon ein Erlebnis. Zu beachten sind natürlich auch die Untiefen am Rande des Gewässers, eine Hand voll Drachen sind im Schlick sanft aufgelaufen vor Schwanenwerder. Man kommt aber mit guter Seemannschaft auch wieder frei: der beste Trick ist beim Drachen alle Mann vor auf den Bug, dann hebt sich der tiefste Punkt des Kiels meinst schon weit genug um wieder frei zu kommen.

Ach so, Rennen wurden auch gezeitet an diesem Tag, insgesamt sogar deren drei: Die Frage, ob in einer Kreuz die linke Seite vor Schwanenwerder oder die rechte Seite von Süden einen extremen Dreher bekommt und damit oft hunderte Meter vor dem ganzen Feld vorbeizog war dann doch auch ein gewisses Lotteriespiel, bei dem (fast) jeder mal vorne sein durfte – dementsprechend gemischt liest sich die Ergebnistabelle. Wer es ganz genau wissen will kann dem Link auf SAP folgen, die Tracker waren im Einsatz und berichten schonungslos jeden Dreher und jeden Fehler.

Robert Niemczewski wollte noch eine vierte Wettfahrt segeln am Donnerstag, denn er ahnte schon dass es besser wäre die Meisterschaft im Sack zu haben und sich nicht auf dem Freitag zu verlassen, doch leider ließ der Wind am Donnerstag Abend wieder komplett aus und was am Freitag dann kam war keineswegs der angesagte Schlechtwetterwest, sondern zuerst einmal wieder ein lauer Süd, mit dem wir zwar nochmal ausgelaufen sind, man aber leider keine ordentliche Wettfahrt starten konnte.

Dafür ließ der VSaW mit einem Rahmenprogramm keine Wünsche offen und machte die Woche für alle Teilnehmer zu einem Gesamterlebnis, das keiner missen möchte. Allein der Besuch seines Impressionisten-Museums in Potsdam, zu dem die ganze Flotte von unserem Drachensegler-Freund Hasso Plattner eingeladen wurde, legt die Messlatte für zukünftige Deutsche Meisterschaften sehr hoch. Herzallerliebst auch, wie der ehemalige DSV Präsidenten Rolf Behr (VSaW) auf dem Weg nach Potsdam auf dem Oberdeck des Ausflugsdampfers alle – sehr beeindruckenden – Sehenswürdigkeiten zur Linken und zur Rechten am Ufer des Wannsees erklärte. Das Hafenfest im VSaW am nächsten Abend stand dem zur 150-Jahrfeier vor vier Jahren nicht nach und ließ die Zeit vergessen machen, in der wir auch in der Drachenklasse „einfach nur segeln“ wollten – jetzt ist auch wieder Feiern angesagt, und das gehört einfach unbedingt dazu!

Von daher kein Thema, dass Stephan Link amtierender Deutschen Meister bleit und den gravierten silbernen Sektkübel wieder nach Hause nimmt – nächstes Jahr am Bodensee bringt er ihn wieder mit, und dann wird weiter gefeiert, die Überlinger sind schon groß am planen wie sie die hohe Messlatte des VSaW toppen können.

Wir freuen uns darauf, einstweilen aber vielen Dank an den VSaW!

Drachenreporter: Gregor Berz