Ranglisten-Information

DDG-Rangliste 2.0 – Ein paar Überlegungen zum Neustart 2013, angepasst 2014

Das Ranglistensystem

Ein taugliches Ranglisten-System soll für die aktiven Regattasegler einer Klasse drei Aufgaben erfüllen:

  1. Die Segler sollen entsprechend ihrer aktuellen Leistung, also der ersegelten Plätze einer Saison (bzw. der vergangenen 12 Monate im Fall der gleitenden Rangliste), geordnet werden.
  2. Bei der Vielzahl der existierenden Regatten soll der Ranglisten-Faktor Hinweise auf die Wertigkeit einer Veranstaltung geben – es sollen Schwerpunkte im nationalen und  internationalen Regattakalender gesetzt werden.
  3. Für Meisterschaften und andere Regatten mit einer Zulassungsbeschränkung sollen aus den Bewerbern die „Qualifizierten“ ausgewählt werden und das nach objektiven und nachvollziehbaren Kriterien.

Ergänzend zum letzten Punkt: Die Jahresrangliste, die immer den Zeitraum vom 1. Dezember des Vorjahres bis zum 30. November des aktuellen Jahres umfasst, wird vom Drachengeschwader als Grundlage für die Vergabe der Startplätze bei den teilnahmebeschränkten Welt- und Europameisterschaften herangezogen. Für deutsche Meisterschaften legt der DSV fest, dass nur teilnehmen darf, wer mindestens 25,000 Punkte in der aktuellen Rangliste hat.

Diese aktuelle Rangliste muss zum Stichtag “14 Tage vor Meldeschluss” berechnet werden und ebenfalls 12 Monate umfassen.

In welchen Rahmen ist das DDG eingebunden?
Auch als internationale Klasse sollen und wollen wir uns an die in Deutschland vom DSV vorgegebene Ranglistenordnung halten, die seit über 20 Jahren stabil und für die eingangs genannten Zwecke hervorragend geeignet ist. Die jeweils aktuelle Fassung der RL-Ordnung des DSV kann auf den Internet-Seiten des DSV (www.dsv.org) im Bereich „Regatta/Olympia“, dort wieder unter „Ordnungsvorschriften“, herunter geladen werden.

Gemäß der dort definierten Formel erhält der Sieger einer Serie grundsätzlich 100,000 RL-Punkte, der Letzte erhält 100,000 / AnzahlTeilnehmer RL-Punkte, die Übrigen werden entsprechend ihrer Platzierung zwischen diesen Werten gleichmäßig aufgeteilt. Anschließend werden RL-Punkte mit dem Faktor der Serie multipliziert, der zwischen 1,00 und 1,60 liegen muss, die Hälfte aller pro Saison zu vergebenden Faktoren sollen <= 1,20 sein.

Die so berechneten Punkte für eine Serie dürfen nun „m“-mal in die Berechnung der Rangliste eingebracht werden, wobei das „m“ im Kern der Anzahl gesegelter Wettfahrten entspricht; dies mit folgenden Einschränkungen: Bei Serien, die nur für zwei Tage ausgeschrieben sind, ist „m“ auf den Maximalwert 4 beschränkt. D.h., auch wenn mehr als vier Wettfahrten gesegelt wurden, wird nur m=4 vergeben. Bei Serien, die für drei oder mehr Tage ausgeschrieben wurden, gilt „m=4“ für vier und fünf Wettfahrten, und der höchste Wert „m=5“ wird für sechs oder mehr Wettfahrten vergeben. Für eine Rangliste bringt jeder Teilnehmer nun exakt seine 9 besten Wertungen ein; wer weniger als 9 hat, kommt gar nicht in die Rangliste, bei mehr als 9 werden nur die besten 9 Ergebnisse gezählt. Diese neun Punktzahlen werden addiert und durch 9 geteilt.

Abweichend von den Regeln des DSV führen wir seit nunmehr über 10 Jahren auch eine Wertung für die Vorschotleute, die „Crew-Rangliste“.

Welche Erfahrungen haben wir in den vergangenen Jahren/Jahrzehnten gemacht?

Ins Belieben der Klassenvereinigungen stellt der DSV ausdrücklich die Vergabe der Ranglisten-Faktoren. Unsere bisherige Systematik zur Vergabe stammte noch aus den frühen 80er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts; zu dieser Zeit gab es eine recht stabile Rota von knapp 20 nationalen Ranglisten-Regatten, denen feste Faktoren zugeteilt waren. Dazu kamen einige wenige Regatten im europäischen Ausland, die von deutschen Drachenseglern gelegentlich besucht wurden.

Man wollte nun nicht jedes Jahr unnötig Faktoren für Auslandsregatten vergeben, an denen dann vielleicht doch niemand teilnahm, andererseits aber auch nicht im Nachhinein über Ergebnisse streiten und führte den flexiblen Auslandsfaktor „X“ ein, der grundsätzlich jede Auslandsregatta nach der Anzahl der teilnehmenden Boote einstufte. Dabei gab es bei 15 Teilnehmern schon einen Faktor von 1,20 und ab 45 Teilnehmern bereits den höchsten von 1,50, der auch einer deutschen Meisterschaft entsprach. Gold Cup und Weltmeisterschaft wurden schon immer mit dem festen Faktor von 1,60 belohnt. (Seit 2010 hatten wir das dann schon mal generell um 0,1 abgesenkt.)

Dieses System funktionierte 20 Jahre lang sehr zufriedenstellend, und wer 1980 schon die Vision von einem internationalen „Dragon-Race-Circuit“ mit mehr als einem Dutzend jährlich wiederkehrender Regatten und regelmäßigen Teilnehmerfeldern von mehr als 50 Drachen hatte, wurde nicht ernst genommen, sondern zum Kielschweinfüttern geschickt.

Ab ca. 1998, mit dem ersten Grand Prix in Douarnenez und den steigenden Meldezahlen in Cannes und Palma bevorzugte diese alte Systematik die Teilnahme an Auslandsregatten erheblich und verzerrte das Bild gegenüber den inländischen Regatten, die ja in Deutschland traditionell auf den meisten unserer Reviere auch von vielen Drachen besucht werden. Diese Entwicklung ging im ersten Jahrzehnt des neuen Jahrtausends rasant weiter. So wurden beispielsweise für die Jahresrangliste 2010 41 internationale Regatten gegenüber nur 30 nationalen erfasst. Dabei gab es 11 ausländische Regatten mit einem Faktor von 1,40 oder darüber, aber nur 4 nationale mit einem so hohen Faktor.

Außerdem führte eine stille Inflation der fest vergebenen, inländischen RL-Faktoren im Lauf der Jahre zu einer Nivellierung unseres nationalen Regattageschehens, so dass gerade die Funktion der Orientierung nicht mehr gegeben war.

Die Mitgliederversammlung erteilte daher im Herbst 2011 dem Vorstand den dringenden Auftrag, die Ranglisten-Faktoren grundsätzlich neu zu ordnen und vor allem die „Orientierungs“-Funktion wieder herzustellen. Eine kleine Gruppe um unseren Ranglisten-Rechner Martin Büge hat die letzten fünf Jahre bewertet und daraus die notwendigen Schlüsse gezogen.

Welche Zielsetzungen haben wir verfolgt?

Wir wollten das System wieder einfacher und eingängiger machen, auch die Regatten im Ausland wieder mit festen, von vorn herein feststehenden Faktoren versehen und eben die Schwerpunkte im Regattageschehen in gewünschter Weise transparent machen.

Wie teilt das „neue“ DDG-System die Regatten ein?

Folgende Anforderungen gelten grundsätzlich:

Eine Ranglisten-Regatta muss für mindestens 2 Tage ausgeschrieben sein.
Es darf keine speziellen Zulassungsbeschränkungen geben (außer denen für eine EM, WM oder IDM); Regatten „nur für Klassik-Drachen“ oder für „Steuerleute unter 35 Jahren“ oder „nur 1 Drachen pro Club“ etc. werden für die Rangliste nicht berücksichtigt.

Pro Tag dürfen maximal 4 Wettfahrten gesegelt werden. Es müssen mindestens 10 Boote in einer Wettfahrt gestartet sein.

Durch die Analyse aller erfassten Regatten der letzten fünf Jahre hat sich recht schnell heraus gestellt, dass es im Wesentlichen vier Kategorien im Sinn des sportlichen Werts gibt:

  1. Die große Zahl „normaler“ Ranglistenregatten, sowohl national als auch international. Alle diese Regatten (und damit wieder deutlich mehr als die Hälfte aller Drachen-Regatten) werden in Zukunft den RL-Faktor 1,10 haben.
  2. Eine Gruppe von Regatten, die wir „German-/Euro-Classics“ getauft haben; diese Regatten erhalten den RL-Faktor 1,30. Um welche es sich handelt, sehen Sie weiter unten.
  3. Die Grade 1 Regatten der IDA sowie unsere internationale deutsche Meisterschaft, die zukünftig einheitlich den RL-Faktor 1,50 haben.
  4. Die IDA-Meisterschaften, also EM, WM und den Gold Cup. Dabei erhalten Gold Cup und WM wie bisher den höchsten Faktor 1,60, die EM wird mit 1,55 gewertet.

Die Vergabe der Faktoren geschieht im vorhinein und ist unabhängig von Teilnehmerzahlen im jeweiligen Jahr. Natürlich kann es im Lauf der Zeit Verschiebungen geben; die IDA überprüft das System der Grade 1 Regatten ohnehin jährlich und ähnlich werden wir mit den German-/Euro-Classics vorgehen.

Nach welchen Kriterien vergeben wir den Status „German-/Euro-Classic“?
Es ist offensichtlich, welche Regatten in die beiden höchsten Kategorien eingeordnet werden. Doch wie unterscheiden sich nun die „German-/Euro-Classics“ von den übrigen Ranglisten-Regatten?

Hierzu haben wir uns folgende Leitlinien gegeben:

  1. Der Anteil der G-E-Classics an allen gewerteten Regatten soll maximal ein Drittel sein, idealerweise nur ein Viertel.
  2. National soll im Gebiet jeder Flotte mindestens eine G-E-Classic statt finden.
  3. International kommen nur Regatten mit einer spürbaren deutschen Beteiligung über die vergangenen drei Jahre in Betracht; Veranstaltungen, an denen nur ein oder zwei deutsche Drachensegler teilgenommen haben, scheiden aus.
  4. Die Teilnehmerzahl und die Güte des Feldes der letzten fünf Jahre werden bewertet.
  5. Schließlich spielt dann noch die Tradition einer Regatta und die Gesamtbewertung der Veranstaltung (einschließlich der Qualität der Wettfahrtleitung) eine Rolle

Unter Anwendung dieser Leitlinien waren im Jahr 2013 folgende zehn nationale Regatten G-E-Classics:

  • Drachenhumpen (Ammersee)
  • Berliner Meisterschaft (Berlin)
  • Staader Pokalregatten (Bodensee)
  • Silberdrachen (Chiemsee)
  • Silber-Drachen-Cup (Nord)
  • Mailüftchen (Baldeneysee)
  • Pfingstpreis (Starnberger See)
  • Bayerischer Löwe (Starnbergersee)
  • Prinz-Franz-Preis (Starnbergersee)
  • Norddt. Meisterschaft (Nord)

International erhielten folgende sechs Veranstaltungen die Einstufung als G-E-Classic:

  • Hans-Detmar-Wagner-Cup (Gardasee)
  • Italienische Meisterschaft (San Remo)
  • Österreichische Staatsmeisterschaft (Attersee)
  • Régates Royales (Cannes)
  • Schweizer Meisterschaft (2013 Lago Maggiore)

Die Einteilung gilt jeweils für ein Jahr und wird bei der Planung der folgenden Saison überprüft.

Alle Regatten, die nun zu keiner der oben genannten Kategorien gehören, sind normale Ranglisten-Regatten und erhalten den Faktor 1,10 – egal, ob sie im In- oder Ausland statt finden.

Warum gibt es die Faktoren dazwischen (also 1,20 und 1,40) nicht mehr?

Einmal, weil wir nach der Sichtung des Datenmaterials der Meinung waren, dass 4 Kategorien ausreichend sind und es daher dem Gebot der Einfachheit folgend auch nicht mehr geben sollte.

Zum Anderen sind wir der Auffassung, dass die jeweils fünf vordersten Plätze einer höherwertigen Serie mehr RL-Punkte bekommen sollten als der Gewinner einer Regatta der niederwertigen Kategorie. Diese Forderung ist bei durchschnittlich 40 Teilnehmern an einer Regatta nur erfüllt, wenn der Abstand der RL-Faktoren deutlich mehr als 0,10 beträgt. Unsere Beispielrechnungen haben gezeigt, dass die gewünschte „Belohnung“ der höherwertigen Serien mit den gewählten Faktoren am besten erreicht werden kann.

Die folgenden beiden Grafiken zeigen die Verteilung der Faktoren für 2011 (nach dem alten System) und die für 2013 (nach dem neuen System). Wir finden die für 2013 viel logischer, systematischer und auch hübscher.

Regattakalender 2013

2013 ist das erste Jahr mit der „DDG-Rangliste 2.0“, der Regattakalender wurde bereits so aufgestellt und veröffentlicht. Zur Erinnerung: Normale Auslandsregatten, die nicht im DDG-Kalender sind, werden weiterhin gewertet, wenn mindestens 10 Teilnehmer am Start waren – allerdings nur mit dem Standard-Faktor 1,10.

Wie kommen wir an die Auslandsergebnisse?

Nur durch Sie, liebe Aktive. Es gibt keinen IDED (Internationalen Drachen-Ergebnis-Dienst) und wir können auch nicht nach jedem Wochenende das Internet nach möglicherweise von Deutschen ersegelten Platzierungen im Ausland durchsuchen. Daher gibt es die Selbstverpflichtung, dass uns die beiden bestplatzierten Boote eine Ergebnisliste (oder einen Link darauf) zumailen an rangliste@drachenklasse.de . Sollten Sie dann noch unter einer ausländischen Segelnummer starten (MON, UKR, SUI, um nur ein paar prominente zu nennen), hilft unserem Erfasser ein dezenter Hinweis auf Ihre Segelnummer ausgesprochen viel.

Auskunftsmöglichkeiten über die individuell erfassten Ergebnisse
Auf unserer Website www.drachenklasse.de gibt es (im Übrigen schon seit 1999) eine recht bequeme Auskunftsfunktion über die individuellen Ergebnisse, die wir von unseren Aktiven erfasst haben. Sie finden sie im Bereich „Regatten“ unter dem Stichwort „Ergebnis-Datenbank“. Dort können Sie alle erfassten Ergebnisse (das sind inzwischen mehr als 18.000 Einzelergebnisse aus 14 Jahren!) nach verschiedenen Möglichkeiten durchsuchen. Die bequemste Funktion für die Kontrolle unserer Arbeit ist dort „Nur meine Ergebnisse“. Den Nachnamen und Vornamen eingeben, ggf. das Jahr einschränken und sofort erhalten Sie alles, was wir von Ihnen haben.

Wir freuen uns jedenfalls, wenn Sie ZUERST dort nachsehen und sich erst nach dieser Kontrolle bei uns melden, wenn etwas fehlt oder unrichtig erfasst oder zugeordnet wurde.

Noch Fragen? Bitte wenden Sie sich bei Fragen gerne an unsere Geschäftsstelle office@drachenklasse.de .

Ihre
Rupert Fischer (Commodore 2003-2014) und
Martin Büge (Flottenkapitän Sta. See 2008-2014)