Liebe Drachenseglerinnen, liebe Drachensegler,
sehr geehrte Freunde der Drachenklasse,
wenn man zu einem 85. Geburtstag eingeladen wird, ist das in der Regel auch heute noch eine besondere und seltene Sache – vor allem, wenn man den Jubilar bei guter Gesundheit und voller Energie antrifft. In menschlichen Maßstäben gemessen stehen 85 Jahre für die Erfahrung aus drei Generationen und finden (hoffentlich) Ausdruck in der souveränen Gelassenheit eines Seniors, der schon viele Dinge kommen und gehen sehen hat und der weiß, worauf es wirklich ankommt.

Im Regattasegeln sind 85 Jahre weit mehr als drei Generationen, datieren doch die Wurzeln unseres Sports nicht viel weiter zurück als bis zum legendären Sieg der America vor Cowes im Jahr 1850. Der SC RHE e.V. in Hamburg Blankenese als ältester deutscher Segelverein wurde 1855, mithin vor etwas mehr als 150 Jahren, gegründet. Wenn nun also der Drachen heuer seinen 85. Geburtstag feiern kann, dann bedeutet das nicht weniger als dass dieses Regattaboot in unseren Segelclubs eigentlich „schon immer“, auf jeden Fall deutlich länger als die halbe Clubgeschichte, präsent war.

Wie der menschliche Jubilar hat der Drachen Positives und Negatives erlebt: Erst die Wandlung vom „kleinen“ Schärenkreuzer für junge skandinavische Familien hin zum anspruchsvollen Regattaboot, den Aufstieg zur olympischen Bootsklasse, den Verlust dieses Status mit dem drohenden Sturz in die Bedeutungslosigkeit und nun seit mehr als zwei Jahrzehnten einen neuen und eindrucksvoll blühenden Lebensabschnitt auf fast allen Binnen- und Seerevieren Europas. Jährlich gibt es so viele Regatten wie nie vorher, die Felder sind an Zahl und Attraktivität stattlich. Ausgiebig kann man darüber philosophieren, warum das so ist und worin denn die Attraktivität dieser Bootskonstruktion liegt – einfacher ist es, den Drachen zu segeln und seinem Zauber zu erliegen, dann ist auch diese Frage schnell beantwortet.

Ich bin sicher, dass diese Zauberkraft auch stark genug ist, die aktuelle Herausforderung zu überstehen, die uns die sogenannten „professionellen“ Segler bereiten. Diese Gruppe segelt den Drachen nicht um seinetwillen, sondern weil ihnen einige wenige Eigner und Steuerleute ehrgeizeshalber einen auskömmlichen Markt bereiten. Aber auch diese Karawane wird eines Tages weiterziehen, ohne dass unser Boot an Attraktivität einbüßen wird – ganz im Gegenteil. Dass das bald geschehen möge sind meine guten Wünsche für die internationale Drachenklasse zum 85. Geburtstag.

Ihnen allen wünsche ich eine schöne und abwechslungsreiche Segelsaison 2014

Ihr Rupert Fischer